Gesetze der Assertivität

Hallo zusammen,

heute reden wir über die Assertivität. Assertivität stammt von dem lateinischen Wort “assertio” für Behauptung oder Meinungsäußerung. Es geht darum, unsere Rechte und Blickpunkte zu kennen und die respektvoll zu verteidigen. Dazu kommen ein erklärendes Video und meine Kommentare.

Wir sprechen also über wertschätzende Durchsetzungsfähigkeit (aus dem Englischen „assessertiveness“ – behaupten, verteidigen). Nach dem amerikanischen Psychotherapeuten Manuel J. Smith (1934-2007) – das ist die Fähigkeit einer Person, unabhängig von äußeren Einflüssen und Einschätzungen, ihr eigenes Verhalten selbstständig zu regulieren und dafür verantwortlich zu sein. Ein durchsetzungsfähiger Mensch ist sich seiner Gefühle und Wünsche bewusst und weiß sie auszudrücken, kann für seine Werte eintreten und fühlt sich dabei wohl, das mit anderen zu kommunizieren.

Im Folgenden handelt es sich um Durchsetzungsrechte aus diesem Modell sowie verinnerlichte Glaubenssätze (Voreingenommenheiten) oder innere Einstellungen, die nach Ansicht der Autoren des Assertivitätkonzepts diese Rechte blockieren:

Ich habe das Recht, mein eigenes Verhalten, meine Gedanken und Gefühle zu bewerten und für deren Folgen verantwortlich zu sein.
Blockierender Glaubenssatz: Ich sollte mich und mein Verhalten nicht unabhängig von anderen beurteilen. Tatsächlich sollte in allen Fällen nicht ich meine Persönlichkeit bewerten und diskutieren, sondern jemand, der weiser und autoritärer ist.

Ich habe das Recht, mich nicht zu entschuldigen oder mein Verhalten zu erklären.
Blockierender Glaubenssatz: Ich bin für mein Verhalten gegenüber anderen Menschen verantwortlich. Es ist wünschenswert, dass ich ihnen Bericht erstatte und alles erkläre, was ich tue, und mich bei ihnen für meine Handlungen entschuldige.

Ich habe das Recht, selbst darüber nachzudenken, ob ich überhaupt oder teilweise für die Lösung der Probleme anderer Menschen verantwortlich bin. Blockierender Glaubenssatz: Ich engagiere mich lieber mehr für bestimmte Institutionen und Menschen als für mich selbst. Es ist ratsam, die eigenen Wünsche zu opfern und sich anzupassen.

Ich habe das Recht, meine Meinung zu ändern.
Blockierender Glaubenssatz: Falls ich bereits einen Standpunkt geäußert habe, sollte ich ihn niemals ändern. Sonst muss ich mich noch entschuldigen oder zugeben, dass ich falsch lag. Das würde aber bedeuten, dass ich nicht kompetent und entscheidungsunfähig bin.

Ich habe das Recht, Fehler zu machen und für meine Fehler verantwortlich zu sein.
Blockierende Voreingenommenheit: Ich darf keine Fehler machen, und wenn ich einen Fehler mache, sollte ich mich schuldig fühlen. Es ist wünschenswert, dass ich und meine Entscheidungen kontrolliert werden.

Ich habe das Recht zu sagen: „Ich weiß es nicht.“
Blockierende Voreingenommenheit: Ich wünschte, ich könnte jede Frage beantworten.

Ich habe das Recht, unabhängig vom Wohlwollen anderer und ihrer guten Behandlung mir gegenüber zu leben.
Blockierender Glaubenssatz: Es ist wünschenswert, dass die Menschen mich gut behandeln, dass sie mich lieben, ich brauche sie.

Ich habe das Recht, unlogische Entscheidungen zu treffen.
Blockierender Glaubenssatz: Es ist wünschenswert, dass ich bei allem, was ich tue, die Logik, Vernunft, Rationalität und Gültigkeit beachte. Nur was logisch ist, ist vernünftig.

Ich habe das Recht zu sagen: „Ich verstehe dich nicht.“
Blockierender Glaubenssatz: Ich muss aufmerksam und sensibel auf die Bedürfnisse anderer eingehen, ich muss „ihre Gedanken lesen“. Wenn ich das nicht tue, bin ich ein rücksichtsloser Ignorant und niemand wird mich lieben.

Ich habe das Recht zu sagen: „Ich habe kein Interesse.“
Blockierende Voreingenommenheit: Ich muss versuchen, bei allem, was auf der Welt passiert, aufmerksam und emotional zu sein. Es wird mir wahrscheinlich nicht gelingen, aber ich muss mein Bestes geben, um es zu erreichen. Ansonsten bin ich gefühllos und gleichgültig.

Auf den ersten Blick ist die positive Ausrichtung dieser Prinzipien auf die Befreiung des Menschen von fremden Einstellungen, die von anderen Menschen / Gesellschaft aufgezwungen werden, zumindest interessant und auch anziehend. Andererseits möchte ich auf die Unmöglichkeit der Existenz einer Person ohne Berücksichtigung der öffentlichen Meinung, Bedürfnisbefriedigung und Einflusses des eigenen Umfelds hinweisen. Dazu kommt noch ein ganz wichtiger Aspekt, es geht auch um Mitgefühl, Wertschätzung und Respekt, die ich dabei anderen Menschen entgegenbringe.

Jedem von uns steht es frei, den Grad der Nutzung dieser Werkzeuge zu bestimmen, aber der als letzte genannte Aspekt soll schon dabei berücksichtigt werden.

Euer Roman

Über Roman Mendelev

vom Konflikt über Diplomatie zum Frieden
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