Wie lerne ich zu vertrauen 2

Hallo zusammen,

heute zeige ich euch ein paar Möglichkeiten auf, wie man sein Vertrauen zur Welt und zu anderen Menschen aufbauen kann. Ich habe für euch ein tolles Video, ein paar Übungen, meine Empfehlungen und Kommentare vorbereitet.

Wie ich schon vor einer Woche geschrieben habe, die wichtigsten Personen für jedes Kind sind seine Eltern / die ersten Bezugspersonen. Schon am Anfang versucht ein Kind die Welt kennenzulernen, mit der zu interagieren. Das Modell für solche Interaktion ist die Beziehung zu seiner Mutter: Für das Kind ist die Mutter – die Welt. Später hängt die Glaubwürdigkeit der Welt nicht nur von den Eltern ab. Am Ende ist eine Beziehung zur Welt eine persönliche Entscheidung jeden von uns. Ich denke, dass wir schon die Freiheit haben zu wählen, ob wir der Welt und Menschen vertrauen oder nicht. Wenn man viel Schmerz und Enttäuschungen in seinem Leben erlebt hat, wird es schwieriger zu vertrauen, aber doch möglich.

Erstmal stelle ich euch ein tolles Video vor, in dem das Thema sehr gut bearbeitet wird und mehrere Praxisempfehlungen gegeben werden.

Ich habe unten einige andere Möglichkeiten aufgezählt, die, nach meiner Meinung, helfen können das Vertrauen aufzubauen.

1) Zusammenarbeit mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten.
In diesem Fall würde ich empfehlen eine Psychoanalyse verbunden mit einer Körpertherapie zu wählen, weil unsere Traumata in mentalen, geistigen, emotionalen und körperlichen Ebenen wurzeln können.

2) Person eures Vertrauens.
Wenn keine Therapie oder Coaching infrage kommt, findet einen zuverlässigen Menschen, einen Freund, einen Verwandten, mit dem ihr über alles offen reden könnt. Trefft euch mit ihm regelmäßig und erzählt nach und nach alles über euch.

a) Wichtig ist, dass ihr nicht nur das erzählt, was euch jetzt beschäftigt, sondern wer ihr seid, welche Lebensfragen, Ängste, Träume, Zweifel ihr habt, welche Erfahrungen ihr im Leben gemacht habt, wovor ihr euch schämt, was ihr insgeheim euch wünscht und woran ihr glaubt.
Je mehr ihr einander kennt, desto näher und vertrauenswürdiger werdet ihr einander.
So werdet ihr offener und mutiger, euch wird klar: „Es passiert nichts Schlimmes, wenn ich das tue und ich kann jemandem in dieser Welt vertrauen“. Dann findet noch eine Person und erzählt der auch etwas von sich. Je durchsichtiger ihr werdet, desto weniger Angst habt ihr verletzt zu werden. Die meisten Geheimnisse enthalten nur nach unserer Meinung (oder Meinung unserer Familie oder Eltern) etwas Unangenehmes oder Abstoßendes.
In diesem Artikel wird mehr darüber erzählt.

b) Um eine vertrauliche Beziehung aufzubauen, sollen wir uns „nackig“ machen. Das bedeutet, ehrlich sein, unsere Verwundbarkeit und unsere Abhängigkeit von dieser Beziehung mit diesem Menschen zeigen. (Ich weiß genau, wie viel Angst bloß ein Gedanke darüber erzeugt).
Wir wollen jedem zeigen, wie erwachsen, wie stark und von allen unabhängig wir sind. Es ist oft nur gespielt. Wir brauchen und wollen echte Menschen, Beziehungen, Liebe und Fürsorge. Die Meisten haben davon nicht genug bekommen, Instagram und Fernseher können uns das nicht geben. Wir können das nur dann kriegen, wenn wir diese Abhängigkeit zugeben und zulassen. So können wir durch unsere Beziehungen wachsen und unser Vertrauen zum Leben ausbauen.
Ja, ich gebe zu, auf diesem Weg werden wir auch Enttäuschung und Schmerz erfahren, weil nicht alle Menschen das Gleiche wie wir tun werden, aber so treffen wir auch Menschen, die dazu reif und bereit sind und mitmachen. Die werden dann zu unseren echten Freunden, liebenden Partner und tollen Kollegen. Diese Beziehungen werden unsere Welt verändern und unser Leben zu einer angenehmen und zufriedenstellenden Erfahrung machen.

c) Je mehr Vertrauen schenkt ihr den anderen, desto mehr davon werdet ihr von anderen erfahren. Dadurch entwickelt sich auch unser Selbstvertrauen: Wir versuchen etwas, machen Fehler, aber wachsen auch mit dieser Aufgabe. Wir verstehen, dass wir selbst etwas bewirken können, und dass die Welt gar nicht so beängstigend und unangenehm ist.

3) Miteinander Kommunizieren.

Es ist sehr wichtig, dass wir mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen im Kontakt bleiben. Vertrauen braucht offene und klare Kommunikation. Wir sollen unsere Wünsche und Bedürfnisse mitteilen. Nur so verstehen Menschen, was wir wollen. Wenn unserer Gegenüber die Respektiert und seine mitteilt, dann sehen wir schon besser, mit wem wir zu tun haben und wo unsere Grenzen liegen. Ich habe einige meine Gedanken, Erfahrungen oder Probleme jemanden mitgeteilt und mein Gesprächspartner ist nicht weggelaufen und das nicht weitererzählt. Ich sehe das als eine Art von Stützpfeiler und der hat standgehalten. Also dann darf ich mit ihm ich selbst sein, ich werde akzeptiert, so wie ich bin.

4) Erwartungen reduzieren.

Nach meiner Erfahrung gibt es eine einfache Formel, um mit diesem Thema umzugehen: Je höher meine Erwartungen, desto weniger Menschen sind um mich herum, die denen erfüllen können. Manchmal sind wir allein nicht, weil alle Menschen schlecht oder untauglich sind, sondern weil unsere Erwartungen und Ansprüche zu hoch sind. Mehr zum Thema in diesem Artikel.

5) Klatschen und Lästern begrenzen oder ganz beseitigen.

Wenn wir über Menschen schlecht reden, werden die und alle andere früher oder später das erfahren. Es wird für uns schwieriger jemanden zu finden, der offen und vertrauensvoll uns gegenüber ist. Sogar die, mit denen wir lästern, vermuten oder wissen, wenn die weggehen, spotten wir über sie auch. Das ist keine gute Vertrauensbasis für den Aufbau einer tiefen Beziehung.
Vertraulichkeit geht Hand in Hand mit Verschwiegenheit. Wenn jemand uns ein Geheimnis oder etwas über sich erzählt, hofft er, dass wir das nicht weitererzählen und wenn wir das doch tun, verlieren wir sein Vertrauen und das Vertrauen allen anderen, die davon erfahren.

6) Nachrichten, Horrorfilme, Spiele mit Gewalt.

Nach meiner Meinung können diese Sachen viel Unruhe ins Leben bringen. Es wäre besser die Nachrichtenflut zumindest zu reduzieren. Wenn man sich die regelmäßig anschaut, könnte man zum Entschluss kommen, dass die Welt ein sehr unsicherer Ort ist.
Das Gleiche gilt für Horrorfilme, die zeigen eher eine Welt, wo man nicht so richtig leben will. Bei einigen Spielen könnte ein Eindruck entstehen, dass diese Welt ein Kriegsschauplatz ist und um zu überleben, müssen wir kämpfen und eventuell anderen Lebewesen weh tun.
Ich habe irgendwo gelesen, dass kein Bild, das wir je gesehen haben, unser Hirn verlässt. Es wird abgespeichert und aufbewahrt. Ich denke nicht, dass eine düstere und bizarre Bildsammlung sich positiv auf unsere Psyche auswirkt. Als junger Mann habe ich mehrere Spiele durchgespielt (wenn jemand kennt, es gab in den 90er Jahren Survival-Horror-Spielreihe „Resident Evil“ auf Sony Playstation I). Ich kann nur sagen, ich hatte in dieser Zeit oft schlechte Laune, unruhigen Schlaf (Alpträume) und war leicht erregbar.

7) Übungen.

Es gibt einige Übungen, die helfen, das Vertrauen zum Leben und Menschen etwas aufzubauen.
a) Geht am Samstag oder Freitagnachmittag in ein Einkaufszentrum, setzt euch auf einer Bank und schließt die Augen. Am besten verbringt ihr in diesem Zustand da 10-15 Minuten. Bringt eure Aufmerksamkeit nach innen. Was geht in euch vor? Welche Gedanken und Ängste kommen hoch? Bleibt bitte sitzen, bis die Zeit abläuft. Ihr werdet sehen, dass es nichts passieren wird, aber ihr werdet ab diesem Zeitpunkt etwas mehr der Welt vertrauen.

b) Bittet jemandem, den ihr gut kennt und zumindest etwas vertraut, euch Augen zu binden, an die Hand nehmen und etwa 30 Minuten lang irgendwo draußen zu führen. Der Weg soll am besten euch unbekannt sein. So werdet ihr beide an sich arbeiten, ein an Vertrauen einer anderen Person und der andere an seine Verantwortung einem anderen Menschen gegenüber. Lenkt die Aufmerksamkeit dabei nach innen, fühlt, was in euch passiert, empfindet und reflektiert.

c) Manchmal ist es schwer gleich zu sagen, ob gerade getroffene Person für eine tiefe Beziehung passt oder nicht, aber ihr könnt etwas tun, um es herauszufinden. Bittet diese Person um eine Kleinigkeit, ein winziges Gefallen, vielleicht leiht ihr ein Stift, bittet um ein Taschentuch oder Salz weiterzureichen. So wird das Eis gebrochen und ihr kriegt den ersten Eindruck von diesem Menschen. Die meisten Menschen werden euch gern helfen und dann entsteht eventuell das erste Gespräch. So werdet ihr sehen, dass es dabei nichts Schlimmes passieren kann und es viele gute und freundliche Menschen gibt. Wenn ihr etwas leiht, dann gibt es bitte zurück oder revanchiert euch irgendwie anders. So zeigt ihr, dass ihr auch vertrauenswürdig seid.
Wenn es doch nicht klappt, dann habt ihr etwas an Erfahrung und Selbstbewusstsein gewonnen, was auch ein tolles Ergebnis ist.

Euer Roman

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Über Roman Mendelev

vom Konflikt über Diplomatie zum Frieden
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