Selbstmitgefühl

Hallo zusammen,
heute möchte ich gern über ein weiteres interessantes Thema reden, es geht um Selbstmitgefühl. Wir werden schauen, warum und wie streng wir mit uns selbst sind und was wir dagegen unternehmen können. Dazu kommen meine Kommentare und ein tolles Video.

Selbstmitgefühl bedeutet, uns selber in schwierigen Zeiten, wenn wir scheitern oder wenn wir etwas an uns oder in der Welt bemerken, was uns nicht gefällt, in der gleichen verständnis­vollen und unterstützenden Art und Weise zu begegnen, wie wir einem guten Freund oder einer guten Freundin begegnen würden.

Selbstmitgefühl ist, nach meiner Meinung, kein Selbstmitleid. Wenn man Selbstmitleid empfindet, dann taucht man in die eigenen Probleme ein und vergisst, dass andere eben­falls ähnliche Probleme haben. Selbst­mitleid verstärkt meist das Gefühl des Getrennt­seins von allen anderen und führt oft zu einem noch größeren Ausmaß an persön­lichem Leiden, weil man denkt, dass es keiner kommt oder hilft und das wird immer so sein. Selbstmitgefühl dagegen ermöglicht es, sich eine Pause zu geben, etwas Abstand zu der Situation zu gewinnen und eine neue Perspek­tive zu entwickeln, aus der wir mit­fühlend mit uns selbst umgehen können. Da ist jemand und es gibt Verständnis, Mitgefühl, Aufmunterung und Unterstützungszusage.

Leider behandeln wir uns selbst in schwierigen Momenten ohne das dringend benötigte Einfühlungsvermögen. Anstatt eine Pause einzulegen und uns zu fragen, was uns beruhigen und unterstützen könnte, fangen wir an, uns selbst zu bewerten, zu verurteilen, mit anderen zu vergleichen und beeilen uns, alle Probleme dringend zu lösen.

Professor Paul Gilbert meint, dass das Mitgefühl schon in der Definition eine aktive Handlungskomponente hat: „Eine tiefe Erkenntnis des eigenen Leids und des Leids anderer Lebewesen verbunden mit dem Wunsch und Bestreben, es zu lindern“.

Grundsätzlich können die meisten Menschen Mitgefühl gegenüber anderen und sich selbst empfinden (Ausnahmen sind Autisten und Ähnliches, Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, Psycho- und Soziopathen, es gibt auch Menschen, die beschlossen haben ihr Herz für andere zu schließen, weil das Fühlen für sie generell schmerzhaft ist). Allgemein gilt – fürsorglich und freundschaftlich sein zu können, ist ein evolutionärer Vorteil. Die kooperativen Gemeinschaften entwickeln sich besser und haben mehr Nachkommen als Gruppen, bei denen jeder egoistisch handelt.
Es gibt auch weitere Vorteile:
– Selbstmitgefühl als Gegenpol zur kritischen Stimme.
Besonders wichtig ist es, nach und nach eine freundliche, mitfühlende innere Stimme zu entwickeln.
– Fürsorge schafft Sicherheit und Raum, zur Ruhe zu kommen, sich zu entwickeln oder Lösungen zu finden.
– Oxytocin sorgt unter anderem dafür, dass Furcht und sorgenvolle Gedanken abnehmen. Es ist vermehrt vorhanden, wenn man liebevoll ist oder Fürsorge und Vertrauen erlebt. Das gilt auch, wenn wir uns die Fürsorge selbst geben.
– weniger negative Emotionen (Angst, Ekel, Trauer, Wut, Hass).
– mehr Mut, da die Fehler von vorne rein nicht befürchtet werden. Es wird aus ihnen gelernt und die Weiterentwicklung steht nichts im Wege.
-Fehler, Misserfolge, Rückschläge können besser weggesteckt werden.
– Stressminderung.
– weniger über das Ereignis nachgrübeln, weniger hart zu sich selbst sein.
– Mehr Ausdauer und am Ende mehr Erfolg.
– Förderung des Wohlbefindens.
-es ist einfacher, bei Menschen das Selbstmitgefühl zu steigern als das Selbstwertgefühl.
-unterstützt dabei, besser und gestärkt durch schwierige Situationen zu kommen und steigert somit die Resilienz.

Bei so vielen Vorteilen, was ist denn, was uns davon abhält Selbstmitgefühl zu zeigen?

Unten gibt es nur einige Antworten darauf:
– Wir lernen von unseren, wichtigen im Leben Personen, wie wir mit uns umgehen sollen. Wenn wir es gelernt haben und gewohnt sind, uns selbst herabzusetzen, wird uns die Anerkennung unserer positiven Eigenschaften, Verständnis, Trost, Aufmunterung als etwas Fremdes und sogar Feindseliges erscheinen. Unser Selbstwertgefühl kann von diesem Gefühl der Unzulänglichkeit so stark beeinflusst sein, dass eine Veränderung des Status Quo eine Bedrohung für den gewohnten Zustand darstellen kann, weil das alles ist, was wir haben und darauf wird (unbewusst) die ganze Lebensstrategie aufgebaut.
– Wenn wir in der Kindheit auf die Leistung getrimmt wurden, werden wir sehr starke innere Elternanteile haben, die uns auch später als Innerer Kritiker oder Innere Antreiber das Leben schwer machen werden. Da gibt es keinen Platz für das Selbstmitgefühl.
– Oft halten wir unsere guten Eigenschaften für selbstverständlich und sind von unseren Schwächen besessen. Nach meiner Meinung ist der Oberbegriff für Anerkennung, Wertschätzung, Respekt, Mitgefühl, Aufmerksamkeit usw. – die Liebe. Wie kann ich mich lieben, wenn ich noch nicht perfekt bin?
– Einige haben Angst davor, freundlicher zu sich selbst zu sein, weil sie glauben, dass dies ihre Wachsamkeit schwächen würde. Sie betrachten Selbstmitgefühl als eine Schwäche, die einen Menschen anfällig für Probleme und Nöte macht.
– Manche Menschen halten es für ein egoistisches und selbstgerechtes Verhalten, freundlich zu sich zu sein und auf sich selbst aufzupassen. Sie glauben, dass Selbstkritik sie eher dazu bringt, auf andere zu achten.
– Viele Menschen denken, dass es die „harte“ innere Stimme ist, die sie dazu bringt, hart zu arbeiten und das zu erreichen, was sie wollen.

Was kann dann helfen, den Selbstmitgefühl mehr für sich selbst zu nutzen?

Kristin Neff ist eine der größten Experten auf dem Gebiet. Sie ist Professorin für Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung an der University of Texas in Austin und hat folgende Strategie empfohlen.

Die drei Säulen des Selbstmitgefühls:

Bewusstheit /Achtsamkeit
Das Herzstück des Selbstmitgefühls ist die Fähigkeit, sich dessen bewusst zu sein, was uns unangenehm ist. Wir unterdrücken den Schmerz oft und tun so, als ob er nicht existiert. Die Bewusstheit ermöglicht es uns, unsere eigenen Fehler und Misserfolge klar zu erkennen. Wir vermeiden schwierige Emotionen nicht – im Gegenteil, wir stellen uns den Gefühlen, die unsere Probleme begleiten: Trauer, Angst, Traurigkeit, Wut, Unsicherheit, Bedauern. Wir achten auf unser momentanes Erleben, erkennen, welche Gedanken uns in diesem Moment in den Sinn kommen, wie sie sich verändern, welche Emotionen und Empfindungen sie begleiten. Bewusstheit und Achtsamkeit sind für das Selbstmitgefühl so wichtig, weil sie uns helfen zu verstehen, warum wir leiden, damit wir auf unser Leiden mit Freundlichkeit reagieren können. Wenn wir den Schmerz nicht ignorieren und uns völlig darauf einlassen, können wir uns sagen: „Ja, das ist schwer, ich brauche jetzt Unterstützung.“

Das Gefühl für die gemeinsame menschliche Erfahrung

Eine weitere Grundlage des Selbstmitgefühls ist die Anerkennung der gemeinsamen Lage aller Menschen auf der Erde. Wichtig, dass wir unsere Zugehörigkeit zur Menschheit mit ihren Unvollkommenheiten erkennen, so dass wir das gleiche Leben führen wie alle Menschen, und dieses Leben alles andere als ideal ist. Alle leiden, es ist menschlich und unvermeidbar. Wir glauben, dass für uns alles gut und richtig laufen sollte und wenn das anders läuft, dann fühlen wir uns furchtbar einsam und von allen verlassen. Dieses Gefühl der Trennung ist so erschreckend, da allein wir nicht überleben können.

Freundlichkeit zu sich selbst

Der motivierende Kern des Selbstmitgefühls ist Freundlichkeit, der Wunsch, Leiden zu lindern. Es wird als dringendes Bedürfnis empfunden, als Impuls zur Hilfe. Ein herzlicher, freundlicher Umgang mit uns selbst, während wir uns durch das Leben kämpfen. In schwierigen Situationen neigen wir zu oft dazu, uns selbst zu bestrafen, anstatt uns zu unterstützen. Sogar diejenigen, die bedingungslos und ohne zu zögern freundlich zu anderen sind, behandeln sich selbst, als ob sie Abfall wären. Wenn wir freundlich zu uns selbst sind, bekämpfen wir diese Tendenz, und als Folge davon beginnen wir, uns selbst wie Menschen zu behandeln.

In dem Video unten sind noch weitere Informationen.

Ich praktiziere es jeden Tag und möchte sagen, dass das Selbstmitgefühl das Leben sehr erleichtert und das Leiden stark reduziert. Wenn jemand das ausprobieren möchte, kann ich euch das Buch von Kristin Neff „Selbstmitgefühl“ empfehlen.

Euer Roman

Über Roman Mendelev

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