Erwartungen und Unzufriedenheit

Hallo zusammen,

heute möchte ich gern über unsere Erwartungen und über, oft daraus resultierende, Konflikte und Enttäuschungen reden. Nach meiner Meinung bringen sie eine Menge Frust mit sich und bergen ein großes Potenzial für das Gefühl unglücklich zu sein. Dazu kommen ein Video, meine Kommentare und eine Bekanntmachung.

Das Thema Erwartungen hatte ich Mal schon bearbeitet, aber von ganz anderer Perspektive, der Artikel ist hier.
Ich möchte euch auch eine tolle Geschichte (eine Verfilmung) von Charles Dickens vorstellen. Da geht auch um das Thema, das wir heute bearbeiten.

Stellen wir uns vor, dass bei einer Person etwas nicht nach dem Plan gelaufen ist. Eigentlich ist es unser tägliches Brot. Was könnte sie denken? Zum Beispiel: „Ich habe nicht das erhalten, was ich erwartet habe – die Welt ist nicht fair, ungerecht zu mir!“. Aus diesem Gedanken könnte einen Springbrunnen anderer Gedanken, Themen, Überzeugungen und Gefühle beginnen:
1. Erhöhte Ansprüche an die Welt: Menschen, Umstände, Gott, Schicksal, sich selbst.
2. Unzufriedenheit, Frust, Ärger mit dem Umfeld, mit sich selbst.
3. Protest und Mitleid mit sich selbst.
4. Traurigkeit, Sehnsucht, Depression, Verzweiflung, Aggression, Hass, Wut, Neid.

Jetzt versuchen wir folgende Fragen zu beantworten:
1. Und wer hat denn uns versprochen, dass die Zukunft/Realität genauso sein wird, wie wir uns gewünscht oder geträumt haben?
2. Wer hat uns versprochen, dass wir immer glücklich sein werden und die Welt freundlich und gerecht zu uns sein wird?

Ich weiß nicht, wie ihr die Fragen oben beantwortet habt, ich habe da „Keine/r“ geschrieben.

Obwohl es bei uns schon ein Mechanismus gibt, das dafür verantwortlich sein könnte. Wenn wir zur Welt kommen, schreien wir, wenn etwas nicht passt, wenn Bedürfnisse unbefriedigt sind, wenn wir Angst haben oder es zu laut ist usw. Wir haben sozusagen schon in den Grundeinstellungen eine Erwartung/Überzeugung, dass es eine/r kommt und uns hilft und, dass die Welt ein schönes, freundliches Ort ist. Wenn wir das nicht hätten, hätten wir keine Chancen zu überleben. Solange wir klein und hilflos sind, brauchen wir unbedingt Unterstützung anderer Menschen und das holen wir uns meistens dank diesem Werkzeug.
Interessanteweise, auch wenn wir erwachsen werden, bleibt in vielen von uns diese Sehnsucht, diese Erwartung nach jemandem, der unsere Sorgen wegnimmt, unsere Probleme löst, uns beruhigt, unterstützt oder rettet.
Aber warum ist es so?
Das Problem liegt zum Teil in der Kindheit oder Säuglingszeit. In der Zeit fehlen manchmal die Sachen wie Liebe, Zuneigung, Geborgenheit usw. in unserem Leben oder wir nehmen die als unzureichend wahr. Dieses Gefühl des Fehlens/Mangels begleitet uns weiterhin auch im erwachsenen Leben. Wir haben nicht genug gehabt und versuchen das doch nachträglich zu bekommen. Ich vermute, es hat mit Kind-Anteilen etwas zu tun, die im Prozess der Dissoziation abgespalten wurden und das immer noch erwarten und fordern. Ein Teil von uns will das immer noch haben.
Viele sagen uns: „Werde endlich erwachsen, lass dir Eier wachsen, übernimm die Verantwortung, sei stark!“, aber so einfach ist es nicht. Zum Teil sind wir immer noch Kinder und werden das nicht einfach los.

Was kann man da tun?
– Nach meiner Meinung wird hier psychologische Unterstützung am besten helfen.
Es gibt auch mehrere Coachs, die mit Inneren Kind-Anteilen arbeiten.
– Sonst gibt es die Idee eigene Erwartungen zu reduzieren. Stellen wir uns folgende Frage:
Welche Erwartungen sollte ich an die Welt stellen, um nicht enttäuscht zu werden, nicht von Gefühlen gequält zu werden, dass die Welt wieder einmal unfair zu mir ist?
Die Antwort, die ich hatte: „Gar keine.“ Wenn die Wünsche, Pläne, Ziele, Träume nicht wahr werden, bin ich schon enttäuscht und leide… Und es ist nicht nur mein Ego. Wir haben auch ein Hormonsystem, das uns belohnt, wenn wir etwas erreichen (was unser Überleben sichert) und uns bestraft, wenn etwas nicht klappt.
– Vielleicht gar keine Erwartungen haben?
Ich weiß nicht, wie es bei euch aussieht, aber bei mir – je älter ich werde, desto weniger Wünsche, Ziele oder Träume habe ich. Einige habe ich erreicht, andere aus verschiedenen Gründen aufgegeben.
– Ich denke, dass man auch an der emotionalen Reaktion auf eine nicht erfüllte Erwartung arbeiten kann. Man kann darüber nicht nur weinen, verärgert sein, sondern auch lachen.
– Es wäre gut die Wichtigkeit der gewünschten Zielerreichung senken. Das Interesse kann bleiben, aber die Wichtigkeit soll runter. Dann wird es für uns nicht mehr überlebenswichtig und wir dabei nicht so verbissen.
– Als letzte könnte ich noch die Erhöhung des Vertrauens zum Leben empfehlen, weil das kann auch die Sorgen und das emotionale Leiden reduzieren.

Zum Thema Erwachsenwerden habe ich noch eine Übung für euch:
-Was habe ich selbst für die Welt, die Menschen, die Gesellschaft getan?
-Was wird passieren, wenn alle Menschen auf der Welt nur nehmen und nichts geben? Schreibt bitte alles auf, was euch in den Sinn kommt.
Was, eurer Meinung nach, schuldet euch die Welt?

Was gebt ihr selbst der Welt zurück?

Bekanntmachung

Ich habe vor, in diesem Jahr eine oder mehrere Seminarreihen in Hamburg, in Präsenz zu starten. Es wird dabei um folgende Themen gehen:

Arbeit mit Stress.
Der Weg zur Selbstliebe.
Emotionale Intelligenz.
Selbsterkenntnis.
Konflikte verstehen und lösen.

Um planen zu können, hätte ich gern das Feedback von euch.

Ich möchte euch fragen, ob es generell bei euch ein Interesse für die Themen existiert?
Und ob ihr euch vorstellen könntet, die Seminare zu besuchen?

Weitere Einzelheiten und Informationen werde ich später bekanntgeben.

Vielen Dank!

Euer Roman

Über Roman Mendelev

vom Konflikt über Diplomatie zum Frieden
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