Selbstverantwortung

Hallo zusammen,

heute werden wir über den Begriff Selbstverantwortung reden. In diesem Artikel werde ich über deren Bedeutung, Hintergründe und Möglichkeiten sprechen. Dazu kommen ein schönes Video, meine Erfahrungen und Kommentare.

Als ich noch jung war, hörte ich ziemlich oft von meinen Eltern und Verwandten, dass ich für mich selbst Verantwortung übernehmen soll, um im Leben weiterzukommen. Damals habe ich auch selbst viel gelesen und meinen Freunden und Bekannten das Zitat von Sir Winston Churchill gern vorgetragen:

„Der Preis der Größe heißt Verantwortung.“

Rede an der Harvard-Universität, 6. 9. 1943

Ich habe auch schon verstanden, dass die Chefs oder Eltern viel mehr Verantwortung tragen und deswegen oft Entscheidungen treffen, die mir nicht ganz verständlich sind oder gar nicht gefallen.
Was genau es aber bedeutet und was dahintersteckt, war mir bis vor einigen Jahren unklar. Davor habe ich schon für Projekte, Menschen und meine Arbeit mehrmals Verantwortung übernommen, aber damals war es schon oft mehr eine Last für mich als eine Bereicherung. Meistens bedeutete es mehr Stress und da ich nicht gern delegierte, auch mehr Arbeit. Ich wusste nicht so richtig, wie ich für mich selbst Verantwortung übernehmen kann, ganz zu schweigen für die andere Menschen.

Ich möchte in diesem Artikel meine Meinung zum Thema schildern. Ob das bei euch genauso ist, kann ich nicht sagen, wir sind alle verschieden. Erstmal will ich klären, was für mich Selbstverantwortung heißt.

Es ist die Fähigkeit, Verantwortung für die eigenen Gefühle, Gedanken und Handlungen zu übernehmen, ohne andere zu beschuldigen und korrigieren zu wollen. Das heißt: nicht ich wurde von jemandem beleidigt, sondern ich traf die Entscheidung, mich beleidigt zu fühlen. Ich hatte die Wahl, entweder dieses Verhalten zu ignorieren oder die Beleidigung anzunehmen. Ich entschied mich – beleidigt zu sein. Das ist meine Wahl und zu 100 % meine Verantwortung. Auch hundertprozentige Übernahme der Verantwortung für Ereignisse im eigenen Leben ohne Berücksichtigung von Anforderungen und Erwartungen der anderen.

Jetzt möchte ich gern die Hintergründe für die Entscheidung schildern, ob ich für mich selbst Verantwortung trage oder nicht.
Wenn ich keine Verantwortung für mich selbst übernehmen will oder davor Angst habe, bedeutet es, dass ich meine Kraft abgebe, so mache ich mich schwach. Ich bin infantil und habe unbewusst die Hoffnung, dass, solange ich ein schwaches, kleines und hilfloses Kind vorspiele, habe ich eine Chance, dass meine Eltern kommen und mich doch lieben, hätscheln und alles für mich tun. (Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben lang Kinder sind und nach jemandem suchen, die Aufgaben ihren Eltern übernehmen wird. Es ist nicht schlecht, die haben nur zu wenig von dieser Liebe in ihrer Kindheit bekommen und suchen im Erwachsenen Alter auch danach).
So warte ich darauf, dass jemand anderer für mich alle oder den größten Teil der Lebensaufgaben übernimmt. Es könnten Partner, Verwandten, Chefs, Gemeinschaft, Gesellschaft, Regierung usw. sein. Falls dabei keiner mitmachen will oder macht anders als ich erwartet habe, dann sind die bösartig, hinterhältig und wollen mir nur weh tun. Sie haben Kraft, Macht und sie können mit mir alles tun, was sie wollen und ich bin ein kleines Kind, schwach und furchtsam.
Wie kann ich mich selbstbewusst, glücklich oder gelassen fühlen und mich selbst lieben, wenn ich kraftlos und verängstigt durch das Leben gehe und täglich Menschen sehe, die über meine Gegenwart und Zukunft entscheiden können?

Wenn ich mich entscheide für mich selbst Verantwortung zu übernehmen, dann muss ich meine Hoffnung auf die Liebeseinheiten und Unterhalt meiner Eltern oder anderen Personen aufgeben. Es ist als, ob ich aufstehen und sagen würde: „Ich bin jetzt erwachsen, ich bin so wie ich bin und nicht so, wie ihr mich gern sehen würdet.“ (Ich muss sozusagen meine Eltern enttäuschen, um erwachsen zu werden. Natürlich habe ich Angst, dass diese wichtigen für mich Personen, mich dann ablehnen und ich „sterbe“ lieblos und allein).

Ich denke, jeder von uns hat das schon Mal im Leben. Alles läuft und scheint möglich zu sein. Na ja, bis die ersten Hindernisse auftreten. Hier ist ein wichtiger Moment. Entweder suchen wir nach Lösungen oder nach Schuldigen. Das macht der Unterschied zwischen einem Erwachsenen und einem Kind. (Übrigens, sich selbst zu beschuldigen, heißt auch nach dem Schuldigen zu suchen). Ein Kind erwartet eine Strafe für seinen Fehler oder sein Vergehen, deswegen will es die Schuld an jemandem anderen abgeben.

Egal, was im Leben passiert, es gibt eine Lösung, einen Ausweg. Wenn ich für mich selbst Verantwortung übernommen habe, dann bin ich auf eine Lösungsfindung fokussiert. Ich bleibe in Bewegung und meine Kraft ist mit mir. Wenn ich beginne zu jammern, jemandem zu beschuldigen, fließt meine Energie ohne Nutzen raus. Ich denke an ihn, verfluche ihn, plane meine Rache usw. Ich habe selbst keine Kraft mehr, um etwas zu ändern. Er konnte mir das antun, er hat Kraft, ich nicht, ich gebe auf.

Falls ich aber entscheide erwachsen zu werden, muss ich selbst um mich kümmern. Ich muss alles selbst aufbauen und kann niemanden außer mir dafür verantwortlich machen. Dafür bekomme ich meine Kraft zurück. Jetzt muss ich selbst anpacken, ich sehe aber klarer meine Möglichkeiten und spüre Power in mir drin.

Wenn ich für mich selbst Verantwortung tragen kann, dann kann ich das auch für die anderen tun. Dann spüre ich nicht nur Kraft, sondern eine große Macht. Ich habe einen Einfluss auf die anderen. Ich wirke auf meine Umwelt, Menschen und Prozesse. Ich unterstütze, fördere und helfe. Hier kommen wir ganz nah dem Bereich Selbstverwirklichung. Das beginnt auch immer mehr Spaß zu machen.

Womit kann man anfangen, für sich selbst Verantwortung zu tragen?
Ich habe mit dem Verhalten begonnen. Für mich schien das am leichtesten. Da kann auch das Umfeld helfen, herauszufinden, wovon ich mich drücke.
Zum Beispiel, ich verliere schon den dritten Job innerhalb eines Jahres. Alle Chefs redeten etwas über Unpünktlichkeit. Das ist selbstverständlich nicht meine Schuld, dass meine S-Bahn unpünktlich ist oder es in der Stadt viele Staus gibt. Oder vielleicht gibt es doch in meinem Verhalten etwas, was ich ändern kann? Werde ich die Verantwortung dafür übernehmen oder klage ich weiter über den Verkehr?

Ich habe für mich, für mein Leben eine Entscheidung getroffen und kann euch sagen, ich habe es nicht bereut. Ich muss aber auch sagen, dass das ein Prozess ist, Aufstehen und Sagen: „Ich bin Erwachsen“, ist nur der Anfang. Dann kommt viel Arbeit an sich selbst, mit der ich immer noch beschäftigt bin. Man übernimmt nicht die ganze Verantwortung auf einmal, sondern einen Bereich nach dem anderen.
Trotzdem komme ich voran und spüre immer mehr Energie in mir. Meine Umwelt und äußere Umstände ändern sich, weil ich mich ändere. Es wird leichter und ruhiger in meiner Welt und ich freue mich, dass ich immer bewusster mein Leben genießen kann.


Video vom Lukas Hopetzki

Euer Roman

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Über Roman Mendelev

vom Konflikt über Diplomatie zum Frieden
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