Überarbeitung und Erschöpfung

Hallo zusammen,

heute möchte ich gern über Überarbeitung und Erschöpfung reden. Ich will mit euch meine Erfahrungen und Erkenntnisse auf diesem Gebiet teilen. Wir werden uns mit möglichen Ursachen dafür auseinandersetzen, um sich selbst besser zu verstehen. Dazu kommen meine Kommentare und ein interessantes Video zum Thema.

Ich bin ein Mensch, für den Ruhezeiten, Pausen, Auszeit ganz wichtig sind, weil ich, nach meiner Meinung, nicht so viel Energie zur Verfügung habe und werde relativ schnell müde. In meinem Leben hatte ich viele Momente, wo ich am Ende meiner Kräfte war, aber wollte doch noch irgendetwas erledigen oder jemandem helfen.

Früher dachte ich, dass da ein Wunsch nach Liebe auf mich wirkt: „Ich werde es tun und sie werden mich loben und lieben“. Jedes Kind will Liebe seiner Eltern und versucht die durch gutes Benehmen, Erledigen von Aufgaben, Anpassung usw. zu gewinnen. Manchmal klappt das und das Kind übernimmt diese Strategie in sein Verhalten auch mit anderen Menschen, weil es weitergeliebt werden will.

In diesem Fall gibt es leider keine Garantie dafür, dass wir geliebt und gelobt werden.
Bei mir hat es gar nicht funktioniert: Ich war nicht glücklich, obwohl die anderen mit mir zufrieden waren. Einige haben mich auch richtig ausgenutzt. Ich habe nicht mal gespürt die von ihnen gebrachte Liebe. Ihr Lob war mir egal. Ich war trotz allem unzufrieden.

Ich habe versucht noch etwas tiefer in die Materie einzusteigen und habe weitere wichtige Aspekte gefunden, die mich antreiben. Es geht um Aufmerksamkeit, Anerkennung und Wertschätzung. Ich wollte mich beweisen, zeigen wie wertvoll und gut bin ich. Aber Oberbegriff für diese Aspekte ist auch Liebe.

Ich habe gespürt, dass da noch etwas sein soll. Ich habe mich mit diesem Ruhebedürfnis auseinandergesetzt und ich habe etwas entdeckt. Ich habe mich gefragt, warum es für mich so wichtig ist? Die Antwort war: Ich hatte das Gefühl „Wenn ich alles richtig und so mache, wie es sein soll, auch wenn es für mich unangenehm und unbequem ist, bin ich garantiert in Sicherheit.“ In meiner Kindheit hatte ich oft Situationen, in welchen meine Eltern, wenn sie schlecht gelaunt waren, mich angesprochen haben, warum das oder jenes nicht gemacht wurde (z.B. im Haushalt), obwohl sie mich davor nicht darum gebeten hatten. Sie sagten, dass ich das ohne Ansage, von mir aus machen muss. Das war eine unangenehme Zeit, ich musste auf alles aufpassen und vorsichthalber alles in Ordnung halten und erledigen bevor sie kamen.

So bin ich auf etwas Wichtiges gestoßen. Ich fühle mich sicherer, wenn ich alles erledigt habe oder zumindest im Prozess bin, sprich – zu tun habe. Dann habe ich verstanden, warum für mich ganz wichtig gewesen ist, zumindest einen Job zu haben und auch zu Hause, in meiner Freizeit mich zu beschäftigen. Über mich hing das Damoklesschwert. Wenn ich nicht beschäftigt bin, erwarte ich eine Bestrafung.

Manchmal hatte ich sogar im Urlaub eine unterschwellige Angst verspürt, weil ich nichts tat. Und das ist schlecht, da interne Zensur schreit: „Du bist in Gefahr! Wenn du gerettet werden willst, dann solltest du dringend etwas Nützliches und Richtiges tun, zum Beispiel für die Zukunft, wenn jetzt schon alles getan wurde.“

Sicherheit und Schutz gehören zu den wichtigsten Sicherheitsbedürfnissen und dahinter steht der Überlebensinstinkt, der uns manchmal bewusst und meistens unbewusst antreibt und durch das Leben führt. Es ist aber wichtig, dass immer mehr Aspekte ins Bewusstsein kommen, weil dann wir eine Chance bekommen, eigene Denkweise und Verhalten zu ändern, was unser Leben erleichtern kann.

Ich habe verstanden, dass mein Konzept „Ich mach alles und richtig“ große Lücken aufweist, weil die Richtigkeit für verschiedene Menschen oft etwas anderes bedeutet. Und dazu gerate ich in Schwierigkeiten wegen meiner unzureichenden Effizienz, weil ich alles bis zur Erschöpfung erledige, was nötig und was nicht nötig ist. Außerdem ist es äußerst schwierig effektiv zu sein, wenn die Arbeit und Arbeitsbedingungen unangenehm sind.

Durch diese Forschungsarbeit bin ich auch auf etwas Anderes gestoßen. Es war eine innere Einstellung, dass ich ungern unter Druck stehe. Das heißt, wenn ich eine Aufgabe bekommen habe, dann habe ich versucht so schnell wie möglich die zu erledigen: „Ich werde diese Arbeit schnell zum Ende bringen und dann kann ich mich ausruhen!“. Viele meine Chefs haben meine Schnelligkeit gesehen und mir danach noch mehr Arbeit gegeben. Häufig gewöhnen sich die Menschen um uns herum einfach daran, dass wir eine Art besonderen Menschen sind, die nicht an sich selbst denken, sondern darauf abzielen, die Träume anderer Menschen zu verwirklichen.

Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich auch bemerkt, wenn ich mit jemandem zusammenarbeite oder in einem Team bin, merke ich nicht, dass ich müde werde, nur wenn ich schon ganz kraftlos bin. Früher habe ich Fußball gespielt und manchmal bis meine Beine mich nicht tragen konnten. Wahrscheinlich gibt es da auch etwas, was auf mich eine Wirkung hat.

Ich finde das Thema sehr wichtig, weil die langanhaltende Überarbeitung und permanente Erschöpfung auch Symptome eines Burnouts sein können und das wünscht sich wirklich keiner. Passt bitte auf euch auf!

Ich würde gern auch eure Erfahrungen und Meinungen zum Thema erfahren. Wie ist es bei euch, in eurem Leben? Was treibt euch an?

Euer Roman

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Über Roman Mendelev

vom Konflikt über Diplomatie zum Frieden
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