Bin ich arrogant?

Hallo zusammen,

heute möchte ich über ein unangenehmes, aber hochinteressantes Thema sprechen. Es geht um Hochmut. Wir kennen eigentlich den Begriff und dass es nicht positiv besetzt ist. Wir erkennen auch gleich die Menschen, die so auftreten, aber oft werden Überheblichkeit oder Arroganz bei uns selbst nicht wahrgenommen. Ich biete euch heute meine Gedanken zum Thema und ein Video als Filmempfehlung an.

In diesem Artikel werde ich über mich selbst und andere Menschen erzählen, die auf andere herabsehen und sich für etwas Besseres halten. Ja, ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich unzufrieden bin, wenn jemand meine Meinung oder Idee nicht teilt, anders denkt oder sich nicht so verhält, wie ich erwartet habe. Erstmal will ich euch einige Beispiele von Hochmut-Manifestation aus unserem Leben erläutern, damit ihr versteht, was ich meine. Am Ende kommen Gründe für so ein Verhalten und Tipps, was man dagegen tun könnte.

Wie Hochmut (Überheblichkeit oder Arroganz) sich in unserem Leben manifestiert:

„Ich habe Recht!“ – ein Versuch, immer und in allen Situationen Recht zu haben oder zu behalten; auch auf eigene Meinung zu bestehen und es allen zu beweisen.
Wenn wir uns dabei ertappen, dass wir in unserem Geist, Vorhaben oder Verhalten ein Anzeichen davon spüren, dann sind wir bereits im Bereich des Hochmutes.
Aus welchem Grund ist für uns wichtig unsere Meinungen, Einsichten, Vorstellungen usw. zu verteidigen, habe ich schon in diesem Artikel erläutert.

„Ich bin besser als die anderen!“ (ich weiß es besser oder ich kann es besser). Ähnlich wie im vorherigen Punkt liegt nur der Schwerpunkt auf unsere Überlegenheit. Es kann gut sein, dass wir wirklich besser in einigen Sachen sind. Jeder Mensch ist nicht umsonst, sondern für irgendetwas auf diesem Planeten und hat verschiedene Talente und Fähigkeiten.

„Tue das, was ich von dir erwarte! Du solltest so und so sein! Ich werde dir auch beibringen, wie es geht! Du wirst schon gleich erfahren, wie man mich behandelt, wie man mit mir spricht!“ Hier fühle ich mich nicht verstanden, nicht hochgeschätzt genug, mein hohes Ansehen leidet, dass ich nicht richtig wahrgenommen werde.

„Ich weiß, wie du leben sollst. Ich bin Missionar und ich werde allen Unwissenden meinen Glauben beibringen. Ich werde alle unterrichten, ich werde meine Ideen allen erzählen, aber in meinem Leben werde ich es nicht anwenden, da ich schon perfekt bin.“
Hier geht es um meine Vorstellungen im Leben. Ich will Aufmerksamkeit, Einfluss, Macht und Verehrung von den anderen.

Alle diese Sachen kommen nicht ohne Bewertung des Anderen vor. Wenn ich mich höherstelle, dann stelle ich zumindest unbewusst die anderen niedriger. Im besten Fall sind die Doofis, im schlimmsten werden die von mir verflucht oder verachtet, da ich weiß, was richtig ist. Und ich verurteile sie, weil sie nicht so sind oder nicht so tun, wie ich es will. Natürlich hat diese Ungehorsamkeit mir gegenüber Konsequenzen.

• Opfer- und Grollzustand.
Einer sprach nicht so nett mit mir, die hat etwas gegen mich, die taten mir etwas Unangenehmes. Ich bewerte die Handlungen von Menschen und denke, dass sie alle mich falsch behandeln oder zumindest das tun wollen. Ich gehe in mich hinein, erstelle ein Bild oder eine Gestalt von der Person im Kopf und beginne einen inneren Krieg mit ihr. Ich bin gut, die ist böse. Ich gehe in den Himmel, sie direkt in die Hölle.
Warum fühle ich mich als Opfer? Oft kann ich den Krieg nicht in die reale Welt übertragen, weil ich Angst vor Konsequenzen habe, dann fühle ich mich doch schwach und tue mir leid. Der Gegner ist stärker und ich gehe in den passiven Widerstand über.

• Unterstützung von oben herab.
Wenn ich helfe, dann tue ich das herablassend. Ich erwarte eine unermessliche Dankbarkeit, einen donnernden Applaus und eventuell etwas im Gegenzug. Und wenn ich sie nicht bekomme, werde ich entweder in Wut oder Groll verfallen. In diesem Fall wird Hilfe nicht geleistet, um einer Person zu helfen, sondern um eigene Überlegenheit zu betonen und Anerkennung zu erlangen.

Ungefragt und ungebeten.
Ich sage meine Meinung oder gebe Ratschläge, obwohl ich nicht gefragt oder darum gebeten wurde. Ich fühle mich auch beleidigt, wenn die nicht beachtet oder angenommen werden.

Hohe Ansprüche.
Alle schulden mir etwas (Staat – Unterhalt oder Sicherheitsgefühl, Arbeitgeber – Verständnis und Fürsorge, Kinder – sollen studieren, Ehemann – verdienen, Eltern – sich nicht einmischen). Ich bin hier das Zentrum der Welt und möchte, dass alle mich zufrieden stellen.

Überverantwortlichkeit.
Manchmal haben wir eine Lebenshaltung mit zu viel Verantwortung und machen uns die Sorgen, Nöte und Aufgaben anderer zu eigen. Wenn wir uns mit vielen Dingen belasten, sowohl für unsere Eltern, Verwandten und für unsere Freunde und Bekannte. Dann mischen wir uns oft in die Angelegenheiten, die wir nicht ganz verstehen oder nicht ändern können. Dies ist sozusagen die Position des lieben Gottes. Ich kann alles, ich kann alles lösen, ich kann alles entscheiden, ich trage dafür auch die Verantwortung!

Unzufriedenheit mit dem Leben.
Unkorrekte Eltern, falsches Land oder Stadt, nicht passender Arbeitgeber, verkehrter Partner, schlechtes Klima usw. „Ich weiß besser, was ich im Leben verdiene. Und das alles passt nicht! Es ist alles unfair!“

Es gibt natürlich vielmehr Anzeichen für den Hochmut und die könnte noch mehrere Seiten damit füllen, aber das sind die, die öfter vorkommen.

An dieser Stelle möchte ich gern zu den Gründen für so ein Verhalten kommen, weil die auch sehr interessant sind.
Wir möchten unser Eigenbild schön poliert und glänzend haben. Warum wollen uns von anderen abheben und ins bessere Licht stellen? Was bewegt uns dazu, die anderen herunterzustufen? Minderwertigkeitsgefühl, mangelnder Selbstwert, geringes Selbstbewusstsein?

Ich habe die Meinung, dass wir geliebt werden wollen. Liebe ist das Wichtigste in diesem Leben, was für die stärksten positiven Gefühle verantwortlich ist. In unserem Leben haben wir viele Erfahrungen gemacht und einige waren nicht sehr angenehm.

Die meisten von uns haben erfahren, dass die Liebe nicht bedingungslos ist, sondern für die gute Leistungen und passendes Benehmen gegeben wird. Die Kinder werden oft für Fehler, Schwächen, Mängel und unangemessenes Verhalten bestraft. In diesem Moment haben sie ein Gefühl, dass ihre Eltern sie ablehnen, abstoßend finden und nicht mehr lieben. Das bringt sehr viel Schmerz und unangenehme Gefühle mit sich. Das will keiner noch Mal spüren. Dazu kommt, dass früher eine Ausgrenzung oder Abstößen aus eigenem Stamm oder Gruppe für eine einzelne Person einen sicheren Tod bedeutete.

Wenn wir die anderen schlecht machen, fühlen wir uns etwas besser. Wir haben ein unangenehmes Gefühl oder Empfinden, dass wir nicht liebenswürdig sind und versuchen mit Hochmut oder auch Eitelkeit das zu überdecken. Wir stehen sozusagen immer noch vor unseren Eltern und versuchen damit ihre Liebe zu gewinnen.
Wir wollen allen beweisen, wie toll wir sind, aber es kostet immer mehr Kraft, Zeit und Ressourcen und bringt immer weniger für uns. Wir werden oft immer gemeiner, verbitterter und frustrierter. Wir tun alles, um besser zu werden oder alles, um nicht schlechter als andere aufzufallen, denn das bedeutet noch eine Ablehnung und noch mehr Schmerz. Wenn wir nur diese zwei Alternativen haben, verlieren wir.

Es gibt aber Wege, um damit fertig zu werden. Es ist aber kein einfacher Weg dabei.

– Nach meiner Meinung wird die Arbeit mit einem Psychologen am meisten bringen.
Wenn frühere Erfahrungen und Gefühle ans Licht (ins Bewusstsein) kommen, können wir bewusst entscheiden, was wir damit machen.

– Wir können anfangen darauf zu achten, was wir tagtäglich denken, sagen und tun. Jedes Mal, wenn wir uns bei einem schlechten Gedanke, Wort oder Tat aus der oben genannten ertappen, können wir uns stoppen und nicht weiterverfolgen.

– Wir können beginnen für die anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Ich meine hier die Menschen, die wir davor runtergemacht haben. So übt man sich in Demut.

– Wir können das spielerisch angehen, indem wir in Übertreibung gehen und über andere so gemein und niederträchtig denken oder reden (keine Taten), dass wir irgendwann Mal ins Lachen über uns selbst und die Situation übergehen. Unser Humor (keine Ironie oder Sarkasmus) bringt uns auch aus Hochmut und Ernsthaftigkeit raus.

Versteht mich bitte nicht falsch, ich weiß, dass es unser Leben ist und viele Menschen so leben, kennen nichts anderes oder denken nicht mal daran, dass sie hochmutig sind. Ich habe die Meinung, dass der Hochmut unser Leben vergiftet und mittelfristig unsere Beziehungen zerstört. Wenn wir oft schlecht über jemanden denken, haben wir dabei schlechte Laune, starre Gesichtszüge und viel Stress. Wir fressen uns sozusagen von innen auf. Wir sind in Kampfbereitschaft, unser Körper ist angespannt und wir lassen oft das alles an jemandem raus, der vielleicht uns sehr nah steht. Das muss nicht unbedingt sein.

Wir sind toll und liebenswürdig nicht, weil wir etwas im Leben erreicht haben, viele Ideen haben oder viele Sachen besitzen. Wir sind liebenswert, weil wir sind und unser Leben so meistern, wie wir können.

Euer Roman

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Über Roman Mendelev

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